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Der Zusammenhang von Arginin und Blutdruck

L-Arginin ist eine semi-essentielle Aminosäure. Diese ist in vielen Lebensmitteln vorhanden. Für Kinder ist eine ausreichende Zufuhr von L-Arginin essentiell. Der menschliche Organismus kann diese Aminosäure in geringem Maße selbst herstellen. Zusammen mit der Zufuhr von argininhaltigen Lebensmitteln ist eine ausreichende Versorgung sichergestellt. Erst mit zunehmendem Alter verringert sich die köropereigene Produktion. Das bleibt nicht folgenlos.

L-Arginin ist in mancher Hinsicht eine interessante Aminosäure. Diese eignet sich nämlich als Nahrungsergänzung, um bei erektiler Dysfunktion Abhilfe zu schaffen. Arginin hat also etwas mit dem Blutandrang zu tun, der für eine Erektion notwendig ist. Der Grund für diese Auswirkung ist simpel: Arginin hat unter den proteinogenen Aminosäuren den höchsten Stickstoffanteil. Dieser Umstand wird nun auch bei der Behandlung von Bluthochdruck interessant. Allerdings mit Einschränkungen.

Themen dieses Beitrags

Was ist Arginin?

Bluthochdruck - kann Arginin helfen?Unter den Aminosäuren ist L-Arginin zwar keine essentielle, sondern „nur“ eine semi-essentielle. In vielen Lebensmitteln ist diese Aminosäure zu finden. Sie liegt dort als chemisch gebundener Bestandteil von Proteinen vor. Der menschliche Organismus ist jedoch auch in der Lage, eine geringe Menge Arginin selbst herzustellen. Das passiert im Verlauf des Harnstoffwechsels. Mit zunehmendem Alter nimmt die innerkörperliche Arginin-Produktion jedoch ab. Das erklärt auch, warum die Zufuhr dieser Aminosäure bei altersbedingten Erektionsstörungen so gute Wirkung zeigt. Der erwünschte Effekt tritt jedoch nicht sofort, sondern erst nach längerer Einnahmedauer eines Arginin-Präparats ein.

 

1886 konnte ein deutscher Chemiker die Aminosäure L-Arginin erstmals aus Proteinen isolieren. Damit wurde es möglich, Arginin synthetisch herzustellen bzw. in größeren Mengen zu produzieren. Interessant ist nun, dass Stress oder bestimmte Erkrankungen den täglichen Aminosäurebedarf steigern. Das ist zum Beispiel bei Arteriosklerose und anderen Gefäßerkrankungen, Bluthochdruck oder Erektionsstörungen der Fall. Daher liegt es nahe, dass in solchen Fällen eine erhöhte Zufuhr von L-Arginin nützlich werden könnte.

Arginin und Stickstoffmonoxid

Wie bereits angedeutet, ist L-Arginin eine sehr stickstoffhaltige Aminosäure. Die in ihr enthaltenen Stickstoff-Phosphat-Verbindungen übernehmen im Organismus zahlreiche Funktionen. Speicherzellen nutzen L-Arginin als Stickstoff-Reservoir. Auch im Harn-Stoffwechsel spielt Arginin eine prominente Rolle. L-Arginin ist außerdem eine Vorstufe von Stickstoffmonoxid (NO). Dabei handelt es sich um einen kleinen, aber wichtigen Botenstoff.

Enzyme verwandeln das Stickstoffmonoxid in den sogenannten „Endothelium-derived relaxing Factor“ (EDRF). Dieser wiederum sorgt für eine Gefäßerweiterung. Das geschieht, indem das Stickstoffmonoxid in die Muskelschicht eindringt, die ein Blutgefäß umhüllt. Das führt im Verlauf weiterer biochemischer Prozesse zur Erschlaffung der glatten Muskulatur und zur Entspannung des Gefäßes. Bei Menschen mit hohem Blutdruck lässt sich dieses Wirkprinzip für eine medizinische Behandlung nutzen.

Die gefäßerweiternde Wirkung, die durch höhere Arginin-Gaben entsteht, wird auch von Bodybuildern oder Menschen mit erektilen Funktionsstörungen genutzt. Die Gefäße profitieren auch von einer Herabsetzung von Thrombose-Risiken. Diese entsteht ebenfalls durch den Stickstoffgehalt im Arginin. Zudem vertreten einige Mediziner die Annahme, dass Arginin auch auf immunologischer Ebene oder bei erwiesener Insulinresistenz bei Diabetikern nützlich sein könnte. Diese Stickstoffmonoxid-haltige Aminosäure wird also künftig noch intensiver im Fokus wissenschaftlicher Untersuchungen stehen.

L-Arginin und Bluthochdruck

Arginin - natürliche Alternative bei Bluthochdruck?

Arginin – natürliche Alternative bei Bluthochdruck?

Wie Studien zeigen1, kann L-Arginin wegen seines Stickstoffgehalts und der dadurch ausgelösten Gefäßerweiterung bei der Behandlung der Hypertonie eingesetzt werden.

Gezielte orale Arginin-Gaben sind in der Lage, zu hohen Blutdruck signifikant zu senken. Damit wird auch die Gefahr reduziert, dass sich durch verdicktes Blut Blutgerinnsel bilden. Durch die Gerinnsel würde es in der Folge zu einer Venenthrombose, einem Schlaganfall oder einem Herzinfarkt kommen. Dieses Risiko ist bei Menschen mit Bluthochdruck deutlich erhöht. Es erhöht sich noch um weitere Faktoren, wenn solche Menschen zusätzlich Diabetes Typ 2 und Übergewicht haben. Beim metabolischen Syndrom ist das Risiko für solche thrombotischen Prozesse besonders stark erhöht. Besonders in der Nacht und in den Stunden nach dem Aufstehen ist das Risiko für Herzinfarkte und Schlaganfälle enorm.

Können also durch Arginin-Gaben der hohe Blutdruck abgesenkt und die Durchblutung signifikant verbessert werden, lassen sich diese Risiken senken. Die wichtigste Rolle in Sachen Gefäßgesundheit und Blutdruck-Regulation kommt dem Botenstoff Stickstoffmonoxid (NO) zu. Dieser kann nur aus dem semi-essentiellen L-Arginin hergestellt werden.

Studien aus den Achtzigerjahren haben nachgewiesen, dass von außen zugeführtes Arginin aus Ausgangsstoff dafür notwendig ist, um Stickstoffmonoxid von der inneren Gefäßwandschicht – dem sogenannten Endothel – selbst herzustellen. Das Stickstoffmonoxid entwickelt im Organismus schützende Eigenschaften. Es sorgt außer der Vasodilatation auch für eine Hemmung der Blutgerinnung. Es beeinflusst außerdem zahlreiche andere Prozesse, die mit den Eigenschaften des Blutes zusammenhängen. Beispiele sind die Fettoxidation oder die Bildung Freier Radikale.

Ist kein ausreichendes Arginin im Körper vorhanden, laufen all diese Prozesse nicht im ausreichenden Maß ab. Wie viel Stickstoffoxid jeweils im Organismus gebildet werden kann, hängt also unmittelbar mit dem Vorhandensein einer ausreichenden Dosis L-Arginin zusammen. Da der Körper nur geringe Mengen Arginin selbst herstellen kann, ist eine Zufuhr von außen unabdingbar. Als besonders effektiv erweist sich bei Bluthochdruck die kombinierte Gabe von Vitamin B und L-Arginin.

Arginin & Herpes

Arginin & HerpesProblematisch sind oral zugeführte Arginin-Dosen für Menschen, die gehäuft an Herpes-Ausbrüchen leiden. Der Zusammenhang zwischen Herpes-Ausbrüchen und hohen Arginin-Dosen ist durch entsprechende Studien erwiesen. Die im Körper „schlafenden“ Herpes-Viren nutzen die Anwesenheit von mehr L-Arginin, um sich explosionsartig zu vermehren. Dadurch bricht der Herpes erneut aus. In der Herpes-Behandlung wird daher ausgleichend mit dem Gegenspieler des Arginins – der Aminosäure L-Lysin – gearbeitet. 2

Optimal ist im Normalfall ein ausgewogenes Verhältnis dieser beiden Aminosäuren. Wie dauerhaft eingenommene Dosen von L-Arginin im Körper wirken, wenn ein Ungleichgewicht zwischen Lysin und Arginin geschaffen wird, wird Gegenstand weiterer Studien sein müssen. Denn wenn die Behandlung von Bluthochdruck mit Arginin zugleich die Risiken für Herpesausbrüche oder Gürtelrose erhöht, ist am Ende niemandem gedient.

Arginin und Blutdruck – Fazit

Dass die Gefäßgesundheit in hohem Maße von der Anwesenheit von L-Arginin und Stickstoffmonoxid abhängt, ist bereits seit den Neunzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts bekannt. Schon zu dieser Zeit gab es zu diesem Thema bahnbrechende Erkenntnisse. Anno 2016 waren bereits über 750 Studien zum Arginin am Menschen bekannt.

Seit 2004 wissen die Forscher, dass Menschen mit hohem Bluthochdruck eine Eigenheit aufweisen: Bei ihnen ist die Bioverfügbarkeit des Arginins schlechter als üblich. Außerdem klappt auch der Transport von Arginin in die Muskelschichten rund um die Gefäße nicht ausreichend gut. 2016 addierte sich die Erkenntnis hinzu, dass Diabetiker vom Typ 2 ebenfalls signifikant geringere Mengen an Serum-Arginin im Blut haben. Außerdem gibt es Zusammenhänge zwischen einem niedrigen Arginin-Spiegel und dem Langzeit-Blutzuckerwert HbA1c.

Studien aus den Jahren 2009 und 2011 verfestigten die Erkenntnis, dass die orale Einnahme von L-Arginin den systolischen wie den diastolischen Blutdruck in erheblichem Maße absenken kann. Damit können die Risiken für schwere Folgen, die ein zu hoher Blutdruck hat, mit einem natürlichen Arginin-Präparat effektiv behandelt werden. Mediziner warnen jedoch davor, sich eigenmächtig L-Arginin als Nahrungsergänzungsmittel zu beschaffen und dieses ohne ärztlichen Rat einzunehmen. 3

Ein Mitglied des Stiftungsbeirates der „Deutschen Herzstiftung“, selbst Mediziner und Chefarzt einer Starnberger Klinik, meint sogar, dass selbst das empfohlene Arginin-Präparat „Telcor Arginin“, auf die sich die im Text verlinkte Blutdruck-Studie bezog, bei seinen Patienten wirkungslos blieb. Die Behandlung von Bluthochdruck mit L-Arginin ist also nicht ganz so einfach, wie es scheint.

Quellen

  1. https://www.pharmazeutische-zeitung.de/ausgabe-372017/einfluss-von-l-arginin-auf-die-gefaessgesundheit/
  2. https://www.bzk-online.de/viren/herpesviren/ern%C3%A4hrung-bei-herpes/
  3. https://www.thieme-connect.com/products/ejournals/pdf/10.1055/s-0033-1357605.pdf